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Branche

So geht’s: Ein Traditionsunternehmen digitalisieren – nach und nach

Bis zurück ins Jahr 1569 können die Kabelexperten von LEONI ihre Wurzeln verfolgen. Was den unter anderem auf die Automobilbranche spezialisierten Zulieferer nicht davon abhält, durch die Digitalisierung neue Geschäftsfelder erschließen zu wollen. Ein erster Meilenstein ist geschafft: LEONI macht Kabel durch integrierte Sensorik & Elektronik intelligent. Wie? Das verraten die Väter des schlauen Kabels beim Ortsbesuch.

Von der hauchdünnen Glasfaser bis hin zum armdicken Kabelbaum für Autos oder medizinisches Gerät: An Produktionsstandorten der Nürnberger LEONI gibt es so ziemlich jedes vorstellbare Kabel. Angesichts der hektischen Betriebsamkeit in den Hallen frage ich mich: Warum digitalisiert man das Geschäft eines Unternehmens, das jährlich beinahe 5 Milliarden Euro durch den Verkauf von Kabelsystemen an Abnehmer in Branchen wie Automobilindustrie, Health Care, Factory Automation & Robotics, oder Maschinenbau umsetzt? Schließlich erfüllen Kabel seit über 100 Jahren auch ganz ohne Digitaltechnik ihren Zweck – sollte man meinen. Dem ist aber nicht immer so: Fällt ein Kabel aus, tut es das zumeist ohne Vorwarnung. Mit dem Kabel versagen dann aber auch Fertigungsroboter, Ladesäulen für E-Autos oder Stromtrassen ihren Dienst.

Ein ernst zu nehmendes Problem für den Trupp aus Digitalisierungsspezialisten um Torsten Schierholz, Chief Solution Officer bei LEONI. Seine Mannschaft agiert innerhalb von Konzernstrukturen wie ein Technologie- – und hat so vor einiger Zeit durch die geballte Kreativität schnell ein erstes Projekt ausgemacht: Das Aufwerten der bisherigen Black Box „Kabel“ durch integrierte Sensorik & Elektronik. Ziel der Maßnahme: Jederzeit im Bild zu sein über den Zustand des Kabels. „Digitalisierung darf natürlich kein Selbstzweck sein“, so Schierholz, der bereits in USA und Kanada Erfahrungen im Umfeld von Innovations-Hubs sammeln konnte. „Wir nahmen uns ein existierendes, ernstes Problem vor und wollten es mittels Digitalisierung aus der Welt schaffen“, so der Chief Solution Officer weiter. LEONI vermied auf dem Weg zur Digitalisierung die Kardinalfehler solcher Projekte: Das mit dem Projekt betraute Team hatte genug Budget, personelle Ressourcen und Rückendeckung durch die Konzernführung, um die inzwischen marktreife Schlüsseltechnologie LEONiQ für intelligente Kabel und Kabelsysteme in nur etwas mehr als 12 Monaten zu entwickeln.

Die Branchenexperten von A.T. Kearny, denen ich im Rahmen einer Roadshow zum Thema Smart Factory lauschte, erzählten von einem weiteren Geburtsfehler, mit dem viele Digitalisierungsprojekte in der Industrie auf die Welt kommen: Das Startup der Digital-Experten agiert im luftleeren Raum, ohne echten Bezug zum vorhandenen Kerngeschäft und dessen Vorgaben. Darunter die Produktionsstrategie. Die Mannschaft von Torsten Schierholz umfuhr auch dieses Schlagloch. Zum einen haben die Teammitglieder allesamt Fachwissen rund um Kabelsysteme. Zum anderen arbeiteten sie stets Hand in Hand mit den Produktions- und Entwicklungsspezialisten des Konzerns. Die Innovationen, die das inzwischen über 50 Mann starke Digital-Experten-Team hervorbringt, sind also immer im Einklang mit der übrigen Produktstrategie. Damit wird die Digitalisierung bei LEONI zur Evolution und nicht zur schwer zu beherrschenden Revolution – Integration innerhalb eines digitalen Ökosystems mit Mehrwert über die komplette Wertschöpfungskette hinweg.
Das Ergebnis? Dank LEONiQ kann ein beliebiges Kabel innerhalb eines Systems mittels integrierter Sensorik und Elektronik überwacht werden – zeit- und ortsunabhängig. Was die Elektronik genau bewerkstelligt und welche die Rolle die Cloud dabei spielt, verrät unsere ausführliche Referenzgeschichte – Video inklusive.