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Branche

Global Citizen: Das sagen die Mentorinnen & Mentoren

Wie 5 Studierende den virtuellen Schüleraustausch Global Citizen erlebten


Die Mentorinnen und Mentoren des Projektes Global Citizen im Überblick: Valentin, Philipp, Nicky, Nadja und Jeremias (v. l. n. r. und oben nach unten).

Mit dem Projekt Global Citizen begann nicht nur für die Schülerinnen und Schüler ein spannendes Experiment. Auch für die Mentorinnen und Mentoren stellt der virtuelle Schüleraustausch ein Novum auf ihrem bisherigen Lebensweg dar. In dem kontinentübergreifenden Austausch bringen sie ihr Wissen und ihre Kompetenzen in interkultureller Verständigung ein, wozu unter anderem Diversity Management oder interkultureller Marketingtransfer zählen. Mit ihnen stehen den jungen Lernenden in Brasilien, El Salvador und Deutschland Expertinnen und Experten in puncto interkultureller Kommunikation zur Seite. Schließlich setzen sie sich im gleichnamigen Master-Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität München intensiv mit diesem Wissensfeld auseinander.
Im Folgenden schauen wir uns den Global Citizen-Austausch aus dem Blickwinkel der Mentorinnen und Mentoren Nadja, Nicky, Jeremias, Philipp und Valentin an.

Interkulturelle Diversität als Basis für Austauschformate jeglicher Art

Das Ansinnen hinter dem Projekt Global Citizen, Schülerinnen und Schüler in einer möglichst selbst gelenkten Art und Weise über Ländergrenzen hinweg zusammenzubringen, erfordert nicht nur organisatorisches Geschick, sondern auch ein tiefgehendes Verständnis für andere Kulturen. Welche Vorurteile und Stereotypen gibt es möglicherweise? Und wie gehen wir unvoreingenommen auf die Menschen zu, mit denen wir zusammenarbeiten oder -lernen?
Philipp, einer der Mentoren, betont, wie bedeutsam solch ein früher Austausch für den bewussten Umgang mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen ist:

Interkulturelle Diversität nimmt man als Schüler kaum wahr – genau deshalb ist dieser Austausch so wichtig.

Damit steht er nicht allein. Auch Tutorin Nicky hätte sich gewünscht, bereits in der Schule mehr darüber zu lernen, da es ihr geholfen hätte, sich selbst und die Welt schon frühzeitig besser zu verstehen.
Um die Schülerinnen und Schüler im Projekt Global Citizen für die Besonderheiten interkultureller Kommunikation zu sensibilisieren, gaben ihnen die Mentorinnen und Mentoren auf der Kick-off-Veranstaltung im Januar 2021 direkt zu Beginn Einblicke und Impulse dazu, was Kultur ist, wie ein Kulturbegriff lauten könne und was Vorurteile sind. Auch die Frage, wie sich Wertschätzung aufrechterhalten lässt, auch wenn man nicht immer einer Meinung ist, wurde thematisiert. Denn Konsens sei laut der Mentorinnen und Mentoren nicht immer der goldene Weg. So stellt Tutorin Nicky klar:

Wir wollen nicht aus dem Projekt gehen und alle einer Meinung sein. Wir wollen lernen, miteinander auszukommen und uns zu verstehen, auch wenn wir nicht einer Meinung sind.

Schüleraustausch über den Atlantik hinweg: Herausforderungen und Chancen

Im weiteren Verlauf, in dem die Mentorinnen und Mentoren als feste Ansprechpersonen zur Verfügung standen, spielten die Unterschiede kultureller Art keine herausgehobene Rolle. Die hoch motivierten Schülerinnen und Schüler bewiesen allseits großen Einsatz. Mehr als kulturelle Eigenheiten waren es vielmehr die Persönlichkeiten an sich, die Unterschiede spürbar werden ließen. Unabhängig von der Nationalität beobachteten die Mentorinnen und Mentoren mal schüchterne, mal selbstbewusste Heranwachsende. Tutor Jeremias ist daher folgender Überzeugung:

Das Projekt hat mir klar gezeigt, dass es immer die Persönlichkeiten sind, die den Unterschied machen, nicht das Herkunftsland.

Eine besondere Herausforderung für diesen virtuellen Schüleraustausch, in dem sich die Schülerinnen und Schüler in Gruppen mit komplexen Themen wie „Pro-life movements and the right to abortion“ oder „Fake news & social media“ auseinandersetzten, war die Zeitverschiebung. Die sieben Stunden Zeitunterschied bedingten, dass sich die Teilnehmenden überwiegend asynchron verständigten. Das war für manche kein leichtes Unterfangen, was sich jedoch durch das starke Engagement aller ausglich.
Trotzdem die Schülerinnen und Schüler aus El Salvador, Brasilien und Deutschland Hard- wie Software gut im Griff hatten, fiel auf, dass sie Schwierigkeiten mit der mangelnden Struktur innerhalb der Gruppen hatten. Wie Tutor Jeremias verdeutlichte, war das Bedürfnis nach Orientierung, um sich ein Thema zu erschließen, sehr groß. Nicht zuletzt waren die Anforderungen für die jungen Mensch ambitioniert gesteckt:

  • interkulturell gut und produktiv zusammenarbeiten
  • sich selbst und die Gruppe organisieren
  • Aufgaben selbst stellen und lösen
  • Soft- und Hardware managen

Was sich ebenso herauskristallisierte, ist, dass das ergebnisorientierte Lernen der übliche Modus ist, an den sich alle gewöhnt haben. Beim Projekt Global Citizen ist es jedoch die Prozesshaftigkeit, die im Vordergrund steht. Die Präsentation am 14. März 2021 dient etwa nicht dazu, das gewählte Thema gekonnt in Szene zu setzen – Global Citizen steht vielmehr unter dem Motto: Der Weg ist das Ziel.
Insofern hat dieses Projekt den begleitenden Studierenden deutlich gemacht, dass es ein Umdenken in den Bildungssystemen bedarf, wenn man die kreativen und motivierten Köpfe für das Berufsleben von morgen fit machen möchte.

Global Citizen German Edition?: Warum auch hierzulande ein Austausch lohnt

Angesichts dieser Erfahrungen scheint für Tutor Valentin und seine Mitstreitenden die Idee eines virtuellen Schüleraustauschs mindestens genauso spannend wie die globale Ausrichtung:

Wir könnten Corona nutzen, um klein anzufangen, zum Beispiel mit einem digitalen Austausch innerhalb Deutschlands.

Die Mentorinnen und Mentoren stießen nämlich auf verblüffend unterschiedlich vermittelte Bilder von Deutschland, was am Beispiel einer Hamburger und einer Münchener Schülerin am deutlichsten wurde. Von den typischen Speisen über die traditionelle Mode bis hin zu Mentalitäten – abgesehen vom Hochdeutsch, das beide einen mag, waren die Unterschiede im Verständnis von deutschen Wesenszügen ähnlich frappierend groß wie im Vergleich mit El Salvador oder Brasilien.
Valentin, der betont, wie essenziell die Verbindungen zwischen Menschen seien, sieht viele Vorteile, wenn man ein Format wie Global Citizen auch hierzulande etablieren würde: So ließen sich im Zuge der Digitalisierung, die durch Corona einen massiven Schub erfuhr, Schülerinnen und Schüler aus Ost wie West, Nord wie Süd zusammenzubringen, um auch inländisch frühzeitig stereotype Bilder und Vorurteile abzubauen. Darüber hinaus sei das Format ideal, um langfristigen Kontakt mit anderen aufzubauen und sich auch auf spätere Situationen dieser Art vorzubereiten .

Großes Potenzial für schulische Bildung mit digitalen Tools

Eine Erkenntnis, die alle teilnehmenden Mentorinnen und Mentoren teilen, ist, dass Jugendliche nicht unterschätzt werden sollten. Allein bei der Themenwahl bewiesen Letztere eine ausgeprägte Debattenfreudigkeit selbst bei stark umstrittenen Themen. Auch die Mentorinnen und Mentoren selbst lernten in der Zeit, in der sie die jungen Heranwachsenden begleiteten, viel über sich selbst. Der Prozess des Lernens beschränkte sich daher nicht nur auf die Schülerinnen und Schüler. Allein ein Perspektivenwechsel kann viele neue Erkenntnisse schaffen, was die Studierenden sehr zu schätzen wissen.
Jeremias ist zugleich dankbar für die Gelegenheit, die ihm der virtuelle Schüleraustausch bot:

Unser Schul- und Universitätssystem hat mir so viel gegeben und ich bin froh, dass ich nun etwas davon zurückgeben kann.

Für die Studierenden, die den Schülerinnen und Schülern zur Seite standen, war es eine bereichernde Erfahrung. Für Nadja war der holprige Start in die Digitalisierung ein Grund mehr, mit dem eigenen Engagement einen Beitrag zur fortwährenden Verbesserung interkultureller wie digitaler Kommunikation zu leisten. Das Potenzial, das in der Verknüpfung von digitalen Tools und gemeinsamem Arbeiten und Lernen liegt, sei, wie sie selbst erfahren durften, sehr hoch. Last, but not least: Ihre Teilnahme an Global Citizen stimmt sie zuversichtlich, dass wir von der jetzigen Jugend viel Gutes erwarten können!
In den nächsten Beiträgen werden wir die Perspektiven der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte auf das Projekt Global Citizen beleuchten. Wir sind gespannt – seien auch Sie dann gern wieder dabei!

 

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