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Branche

Umfassendere Perspektiven

Amber Stokes ist der Frage nachgegangen, wie wichtige IT-Trends zur vollständigen Transparenz der Lieferketten von Fertigungsunternehmen beitragen.

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Transparenz von Lieferketten steht für Fertigungsunternehmen an erster Stelle. Bedingt durch die heutige Komplexität von operativen Vorgängen hat die Bedeutung von Transparenz noch weiter zugenommen. Diese Komplexität wird wesentlich durch die Globalisierung verursacht, welche den Wettbewerb verschärft und erforderlich macht, dass Fertigungsunternehmen ihre Geschäftsmodelle häufiger, umfassender und schneller als je zuvor umstellen müssen.
Laut Enrique Andaluz, als Industry Solution Manager bei Microsoft weltweit für diskrete Fertigung zuständig, betreffe dies alle Aspekte der Lieferkette. „Besser informierte Kunden verlangen differenzierte Produkte und Dienstleistungen, die ihren persönlichen Bedürfnissen entsprechen. Fertigungsunternehmen sind so einem größeren Druck ausgesetzt, hochwertigere Produkte und Dienstleistungen schneller zur Verfügung zu stellen. Um die Anforderungen an Geschwindigkeit und Differenzierung zu erfüllen, müssen Produzenten ihre Zusammenarbeit mit Personen und Unternehmen in der Lieferkette verbessern – und beschleunigen”, ist er der Ansicht.
Sam Youness, bei Microsoft als Branchentechnologieexperte für strategische Produktionsprozesse und -ressourcen weltweit verantwortlich, ist der gleichen Meinung und fügt hinzu, dass die Transparenz der Lieferkette durch die Globalisierung eine viel größere Bedeutung erlangt hat und zugleich viel schwerer zu erreichen ist. „Durch die Dezentralisierung ihrer Lieferketten müssen Fertigungsunternehmen mit Lieferanten über sprachliche und geografische Grenzen hinweg kooperieren und dabei gleichzeitig schneller und schlanker produzieren, um ihre Produkte auszuliefern“, betont Youness.
Zusätzlich zu kulturellen Unterschieden und den Herausforderungen, die sich für die Unternehmen angesichts der sich über mehrere Zeitzonen und lange Distanzen erstreckenden Kommunikations- und Lieferwege ergeben, wird die Transparenz der Lieferkette seiner Ansicht nach auch durch technische Probleme erschwert. „Produzenten müssen oftmals verschiedene Systeme integrieren, von denen einige veraltet sind oder als Folge von Fusionen und Übernahmen übernommen wurden. Andere wiederum werden von Lieferanten und Kunden verwendet“, hält er fest. „Auch wenn diese Integration nicht einfach ist, ist sie entscheidend dafür, dass Geschäftsprozesse durch diese Systeme nicht ins Stocken geraten. Und alle diese Schwierigkeiten bedeuten für das Fertigungsunternehmen höhere Kosten.“
„Fortschrittliche Unternehmen, die den Herausforderungen der Globalisierung begegnen möchten, orientieren sich an den sich ergebenden Vorteilen, wenn Menschen Zugriff auf die zur Steuerung von Wirtschaftsgütern und Lieferkettenprozessen in Echtzeit benötigten Informationen erhalten“, meint Andaluz. Der angestrebte Erfolg durch eine bessere Anbindung an eine sensorgestützte Lieferkette bringt jedoch auch mit sich, dass die anfallende Menge an erfassten Informationen exponentiell zunimmt.
Andaluz ist der Ansicht, dass damit viele Vorteile verbunden seien, wie zum Beispiel eine Senkung der operativen Kosten aufgrund einer verbesserten Transparenz der dezentralen Bestände oder eine verbesserte Produktqualität aufgrund von Strategien wie dem Umstieg von reaktiver auf prognostische Wartung. Jedoch seien diese Vorgänge seiner Meinung nach auch sehr komplex. Blickt man auf die an einer Lieferkette Beteiligten innerhalb eines Unternehmens und die von diesen gemeinsam genutzten Informationen, wird deutlich, dass die Verwaltung und Personalisierung dieser Datenmenge als Voraussetzung für deren Nutzung zur Erlangung von Wettbewerbsvorteilen extrem komplex und schwierig ist.
Aber warum ist die Verbesserung der Transparenz von Lieferketten so wichtig? „Es kommt darauf an, die Standorte von Rohstoffen und -materialien sowie von Teilen und Fertigerzeugnissen bis zu dem Moment, an dem sie verkauft werden, verfolgen zu können“, meint Youness. „Wenn Sie wissen, wo diese sich befinden, können Sie Ihre Bestände verschlanken und Ihre Kosten senken. Außerdem können Sie schneller auf Bestellungen von Kunden reagieren und maßgeschneiderte Produkte und Dienstleistungen anbieten – was in der heutigen, am Verbraucher orientierten Welt ein Muss ist.” Youness fügt hinzu, dass Produzenten so auch wertvolle Einblicke erlangen, die eine schnelle Reaktion auf möglicherweise auftretende Probleme und die Verringerung von deren Auswirkungen ermöglicht. Diese Einblicke können auch dazu beitragen, Probleme zu vermeiden, bevor diese auftreten.
Um die Transparenz der Lieferketten zu ermöglichen, nutzen Fertigungsunternehmen heutzutage vier wichtige IT-Trends. Cloud Computing, Big Data, Mobilität und soziale Netzwerke.
Cloud Computing ermöglicht eine verbesserte Interaktion zwischen allen wichtigen Personen, die weltweit in eine Lieferkette involviert sind. Es durchbricht die Silos, die oftmals verhindern, dass Fertigungsunternehmen vollständige Transparenz über die Funktionsbereiche ihrer Lieferkette erlangen. Die Cloudbereitstellung hat das Potenzial, Lieferkettenoperationen von Fertigungsunternehmen zu transformieren, ihre Umsetzung steckt jedoch noch in den Kinderschuhen. Eduard Marfa, Director for EMEA Marketing, Teamcenter bei Siemens PLM Software ist der Ansicht, dass die meisten CIOs die Vorteile der Cloud verstehen und sich für diese interessieren würden, jedoch noch nicht dazu bereit seien, ihre gesamten PLM-Systeme (Product Lifecycle Management) in die Cloud zu verlagern. „In Zukunft wird die Cloud eine wichtige Rolle dabei spielen, die Transparenz der Lieferketten von Fertigungsunternehmen zu verbessern“, meint Marfa. „Aus diesem Grund machen wir Microsoft Azure zu einer unserer bevorzugten Plattformen. Es vereinfacht standortunabhängig IT-Bereitstellungen, sodass Produzenten sich nicht länger Gedanken darüber machen müssen, wie sie ein System in verschiedenen Ländern bereitstellen können. Außerdem wird die Zusammenarbeit mit Lieferanten zu vertretbaren Kosten ermöglicht.“
Die verstärkte Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren entlang der Lieferkette führt zu einem Anstieg der Datenmenge, der die Einführung von Technologien zum Management von Big Data erforderlich macht. „Menschen werden auf ganz verschiedene Weise und über viele verschiedene Geräte miteinander zusammenarbeiten“, ist sich Youness sicher. „Das können Anrufe, E-Mails oder Technologien wie soziale Medien sein. Über diese Prozesse werden sowohl strukturierte als auch unstrukturierte Daten generiert und erfasst. Es besteht ein Bedarf für eine bessere Verwaltung und Analyse dieser Daten, um Fertigungsunternehmen die für bessere Entscheidungen nötigen Einblicke zu ermöglichen. Und bessere Entscheidungen führen zu einer Optimierung der Lieferkette und zur Senkung der Kosten.”
„Überall finden sich disparate Bruchstücke von Informationen“, meint Bob Gates, Manufacturing Market Director bei GE Intelligent Platforms. „Früher verfügten Fertigungsunternehmen über an verschiedenen Orten gespeicherte, große Datenmengen, jedoch gab es keine Transparenz. Mangelnde Transparenz kann jedoch manchmal bedeuten, dass Fertigungsunternehmen nicht auf die Nachfrage der Kunden eingehen und die falschen Dinge produzieren – was überflüssige Kosten bedeutet.”
GE Intelligent Platforms bietet Lösungen zur Erfassung von Daten mit hoher Geschwindigkeit, dank derer Fertigungsunternehmen diese Daten schnell analysieren und visuell aufbereiten können. „Unser Proficy-Lösungspaket kann auf Lösungen aufgesetzt werden, über die Fertigungsunternehmen bereits verfügen, die jedoch nicht in der Lage sind, Daten schnell zu analysieren“, betont Gates. „Dank Proficy Historian kann jeder in der Lieferkette Zugriff auf die Daten erhalten und operative Anweisungen an Mitarbeiter erteilen, sodass die Lieferkette stärker vernetzt wird.”
Der modularisierte Aufbau der Proficy-Lösung ermöglicht Produzenten, die jeweils benötigten Anwendungen auszuwählen. „Dank Proficy Mobile können Menschen entlang der gesamten Lieferkette in Echtzeit über Mobilgeräte auf diese Daten zugreifen”, erläutert Gates.
Mobile Lösungen wie diese werden eine immer wichtigere Rolle spielen. „Mobile Lösungen ermöglichen den in die Lieferkette eingebundenen Personen, die eigenständigen, aus verschiedenen Quellen stammenden Bruchstücke von Informationen als Ganzes zu verstehen”, meint Microsoft-Mitarbeiter Andaluz. „Und das hängt damit zusammen, dass die gesamten Daten auf einem beliebigen Bildschirm – egal ob auf dem Telefon, einem Tablet- oder Desktop-PC oder in einem Besprechungsraum – in einem vollständigen Kontext dargestellt werden können, sodass die Benutzer in die Lage versetzt werden, die geschäftliche Situation von jedem Standort aus nachzuvollziehen.”
Laut Youness ist das der Grund für die Popularität von Windows 8 in der Branche. „Viele Produzenten sind von Windows 8 begeistert, weil sie zunehmend auf Mobilgeräte setzen. Sie können einen Windows 8-Tablet-PC oder ein Windows Phone als PC verwenden und dabei die volle Leistungsfähigkeit von Microsoft Office sowie die notwendigen Funktionen für Sicherheit, Verwaltbarkeit und Zuverlässigkeit nutzen, die diese Geräte im Vergleich zu anderen Tablet-PCs und Smartphones attraktiver machen”, führt er aus.
Siemens PLM Software hat erkannt, wie wichtig das ist, und in großem Maßstab in die Mobilität investiert. „Wir haben bereits vor mehr als vier Jahren auf Mobilität gesetzt und konnten beobachten, dass mittlerweile fast jeder Kunde in der Branche in irgendeiner Form eine mobile Lösung bereitstellt”, meint Marfa von Siemens PLM Software. „Unsere neue Lösung, der Active Workspace-Client für die Software Teamcenter, ermöglicht das Öffnen von PLM-Daten auf einem beliebigen System, einschließlich Mobilgeräten wie Windows 8-Tablet-PCs und Windows Phone.”
Marfa erläutert, dass von den Vorteilen einer derartigen Transparenz der Lieferkette auch die Kunden eines Fertigungsunternehmens profitieren können. „Unsere mobile Lösung ermöglicht Kunden, durch Transparenz bezüglich der richtigen Daten im richtigen Moment bessere Entscheidungen zu treffen”, ist er sich sicher. „Und diese Art von Einblicken bedeutet für einen Produzenten, dass er bessere Produkte anbieten und die Produkteinführung beschleunigen kann.”
Zu guter Letzt können soziale Medien zur weiteren Verbesserung der Zusammenarbeit eingesetzt und dafür verwendet werden, das Wissen von Menschen zu erfassen. „Die Verwendung von sozialen Medien und sozialen Unternehmensnetzwerken wie Yammer ermöglicht Ihnen, Fragen zu stellen und Kontakt zu Menschen aufzunehmen, die mit ähnlichen Problemen befasst waren”, meint Youness. „Wenn Wissen auf diese Art und Weise gemeinsam genutzt wird, lässt sich das Auftreten von Problemen in der Lieferkette vermeiden, es können Kosten gesenkt werden und Produzenten werden in die Lage versetzt, schnell geeignete Produkte anzubieten.”
Melissa Cook, Senior Director und Global Manufacturing Industries Lead für Microsoft Dynamics geht davon aus, dass der Trend des Social Manufacturing derzeit Einzug in der Branche halte. „Erstklassige Fertigungsunternehmen haben sich immer bedingungslos darauf konzentriert, die Bedürfnisse ihrer Kunden in den Mittelpunkt zu stellen und die Verbindung zu ihren Lieferanten zu verbessern”, erklärt Cook. „An dieser Stelle werden soziale Netzwerke für die Fertigung relevant – als Tool zur Wahrnehmung von Kundenmeinungen in Echtzeit, zur Antizipation von Veränderungen und zur Vernetzung mit der Lieferkette in einer Weise, die bisher nicht möglich war. Darüber hinaus bieten soziale Netzwerke für Mitarbeiter, Kunden und Partner ganz neue Methoden zur Zusammenarbeit und zur Umsetzung von Produkt- und Prozessinnovationen. Microsoft steht seit je her für Personal Computing, somit passen soziale Netzwerke hervorragend zu uns und zur Dynamics-Produktlinie.”
Um diese vier IT-Trends optimal zu nutzen, sollten Unternehmen diese auf geeignete Weise kombinieren. „Wenn Unternehmen nur mit einem dieser Trends experimentieren, nutzen sie nur einen Aspekt der Möglichkeiten zur Verbesserung ihrer Geschäftsprozesse”, meint Microsoft-Mitarbeiter Andaluz. „Wahrscheinlich sind mehr als 80 Prozent der Experten in einer Lieferkette von Echtzeitinformationen und von ihren Fachkollegen vollkommen abgeschnitten und haben auch keinen Zugriff auf Prozesse und Wirtschaftsgüter. Ein Unternehmen kann solchen Mitarbeitern Mobilgeräte für die Betrachtung von Daten zur Verfügung stellen, aber wenn sie nicht in die Lage versetzt werden, bei auftretenden Problemen Prozesse und Wirtschaftsgüter durch aktive Nutzung dieser Informationen zu steuern, werden sie nicht zur Lösung von diesen Problemen beitragen können. Fertigungsunternehmen, die das erkennen und auf die Vorteile einer kombinierten Nutzung von Cloud Computing, Big Data, Mobilität und sozialen Netzwerken setzen, werden in Zukunft ganz vorne stehen.”
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